Gedenken an die Opfer von Hanau

Anlässlich des bevorstehenden Jahrestages des rassistischen Mordanschlags von Hanau am 19. Februar 2020 schreibt die CDU-Bundestagsabgeordnete für den Wahlkreis Hanau, Dr. Katja Leikert:

Ich habe Hamza Kurtović nie persönlich kennengelernt. Und doch ist mir sein Gesicht seit einem Jahr vertraut, als wäre er ein guter Bekannter oder ein junger Mann aus der Nachbarschaft gewesen. Sein Vater Armin hat mir viel über Hamza erzählt. Ein guter Junge sei er gewesen, einer mit einem großen Herzen. Immer für andere da, wenn man ihn brauchte. Seit er drei Jahre alt war, war er in einem Sportverein aktiv. Judo, Karate, Kickboxen, das war sein Ding. Seine Ausbildung zum Fachlagerist hatte er erfolgreich abgeschlossen, er stand am Anfang seines Berufslebens. Er hatte viele Freunde und eine Vorliebe für Autos. Die Welt stand ihm offen.

Am Freitag, 19. Februar, jährt sich der Tag zum ersten Mal, an dem Hamza Kurtović kaltblütig von einem rassistischen Attentäter erschossen wurde. Unweit seines Elternhauses in Hanau, während eines geselligen Abends im Kreise seiner Freunde. Seitdem ist für Familie Kurtović nichts mehr, wie es einmal war. Die Stunden der Ungewissheit nach dem Anschlag, das Hoffen und Bangen, dann die schreckliche Gewissheit und auch zwölf Monate danach noch offene Fragen zu den Abläufen in der Tatnacht. In vielen Gesprächen hat mir Hamzas Vater berichtet, wie groß der Schmerz der Angehörigen ist, den Worte doch nicht ausdrücken können. Ich bin selbst Mutter. Ich fühle seine Verzweiflung.

In der vergangenen Woche hat die Parlamentsgruppe Vielfalt und Antirassismus des Deutschen Bundestages im Rahmen der Aktion #MeineStimmeGegenHass der Deutschland Stiftung Integration an die Opfer des Anschlags vom 19. Februar 2020 erinnert. Unter dem Motto #SayTheirNames habe ich gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen von CDU, SPD, Grünen, FDP und Linken Schilder mit den Namen der Ermordeten in den Händen gehalten: Gökhan Gültekin, Sedat Gürbüz, Said Nesar Hashemi, Mercedes Kierpacz, Vili Viorel Păun, Fatih Saraçoğlu, Ferhat Unvar, Kaloyan Velkov und Hamza Kurtović.

Ich habe keinen von ihnen je persönlich kennengelernt. Und doch sind mir ihre Gesichter seit einem Jahr vertraut, als wären sie gute Bekannte oder junge Frauen und Männer aus der Nachbarschaft gewesen. Ich verneige mich vor den Toten in stiller Trauer. Möge Ihnen die Erde leicht sein. Und mögen ihre Angehörigen Antworten auf ihre Fragen und inneren Frieden finden.

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