Politik hat auch etwas mit Erwartungsmanagement zu tun. Insofern hat Gesundheitsminister Lauterbach die Latte selbst hochgelegt. Als „Revolution“ preist er die Vorschläge einer von ihm einberufenen Expertenkommission zur anstehenden Krankenhausreform, die nicht weniger als die „Entökonomisierung der Krankenhausversorgung“ verspricht. Wir sind uns einig: Wir alle wollen Spitzenmedizin und ein hochleistungsfähiges Gesundheitswesen. Das heißt auch: Wenn wir unsere Krankenhausstruktur zukunftsfähig aufstellen wollen, müssen wir uns ehrlich machen.
Das vorgelegte Eckpunktepapier enthält richtige Punkte, wie die Ergänzung der Fallpauschalen durch Vorhaltepauschalen. Aber: Die Frage nach der Finanzierung bleibt bislang weitgehend offen. Das Geld innerhalb des Systems nur umzuverteilen, wird nicht reichen; schon jetzt kämpfen viele Kliniken ums Überleben. Nach den Plänen Lauterbachs sollen alle Krankenhäuser künftig in drei Versorgungsstufen aufgeteilt werden. Mehr – begrüßenswerter – Spezialisierung auf der einen Seite stünden dann allerdings weniger Angebote in der Fläche entgegen, da gibt es kein herumreden um den heißen Brei. Diese Kraftanstrengung können nur alle politischen Kräfte gemeinsam angehen. Der Minister muss darum jetzt dringend diejenigen stärker ins Boot holen, die seine Reform umsetzen müssen und die Situation vor Ort kennen. Das sind zunächst die Länder, denn Krankenhausplanung ist Ländersache. Eine hohe Qualität in der Patientenversorgung muss oberste Priorität haben.
(Diese Kolumne ist am 20. März 2023 im Hanauer Anzeiger erschienen)